Reisen

Nach über 35 Jahren dann doch

Der Mensch lebt sein Leben, hat Ideale, macht Pläne und macht Erfahrungen.
In meinem Fall hieß das, dass ich mich, nachdem ich 1988 drei Monate in Australien und 1989 sechs Monate in Neuseeland verbracht hatte – was ich heute als lehrreiche und für mich prägende Erfahrung abhefte – mein Leben und meine Schaffenskraft meiner Heimat und eigentlich auch meiner Familie widmen wollte.

Naja, das mit der Familie war ein – eigentlich mehrere Schläge ins Wasser und so blieb die Erfahrung, dass der Mensch Pläne macht und das Leben sie immer mal wieder durchkreuzt. Was klappte, war mein Traum, den ich ja schon mit meiner Ausbildung zum Winzer von 1980 – 1982 angepackt hatte, im Bereich der Landwirtschaft dereinst meine Brötchen verdienen zu können. Nach der Lehre hatte ich ja noch ein Studium drangehängt, das ich einigermaßen lustvoll – Aufenthalte in Australien und Neuseeland – in die Länge zog. Als großes Glück habe ich es dann empfunden, meinen Arbeitsplatz in der Landwirtschaftsverwaltung meiner Heimat finden zu können und ehrlich gesagt, hat mich die Faszination für den Pflanzenbau nie losgelassen und sie hält immer noch an, auch wenn die Karriere-Chancen im gehobenen Dienst der Landwirtschaftsverwaltung nicht so sind, dass einem die Bäume in den Himmel wachsen würden.

Von 1990 – 2017 hat man sich dann der Arbeit, den Geschwistern, die sich beide schwerer taten als ich im Leben Fuß zu fassen, und dem Engagement bei BUND und Bündnis 90/Die Grünen, was für mich rund 19 Jahre Gemeinderat in meiner Heimatgemeinde Keltern bedeutete, gewidmet. Daneben hat man dann, als man auf die 40 zuging und sich immer noch nichts in Richtung Familie kristallisierte, begonnen mit einem Freund einen kleinen Weinbau-Betrieb aufzubauen, der am Ende 30 Ar Reben mit einer Produktion von etwa 1500 L Wein umfasste. Leider durchkreuzte dann 2016 das Schicksal erneut meine Pläne, denn der Freund, mit ich den Weinberge betreute, den Wein kelterte und vermarktete, starb 2016 nach kurzer, schwerer Krankheit. Für mich bedeutete dies, dass der Weiterbetrieb unseres Mini-Weingutes – neben meiner Brotarbeit beim Landwirtschaftsamt - nicht mehr zu schaffen war und ich musste mich neu orientieren. Da unsere Weinberge gut gepflegt waren, pachtete sie das Öko-Weingut Claus Bischoff hier in Dietlingen.

Ich selbst – mittlerweile über 55 Jahre alt, musste mich neu orientieren und dachte an die Orte auf dieser Welt, die ich gerne noch sehen würde, bevor mir Alter und Gebrechen – oder auch eine drastische Verteuerung von Flugreisen – dies verunmöglichen würde. Und so beschloss ich, allen Gewissensbissen zum Trotz es positiv zu sehen, dass es meiner Generation möglich ist, bezahlbare Flugreisen an alle Orte dieser Welt zu unternehmen.

Neben der Frage des „Wohin?“ war zunächst die Frage des „Wie?“ zu beantworten. Da mir jegliche Erfahrung als Reisender fehlte und ich auch nur englisch als Fremdsprache in einer annehmbaren Qualität nutzen kann, beschloss ich – trotz erheblicher Vorbehalte – meine Wunschziele als Pauschalreisender anzusteuern.